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2010 MANFRED von Robert Schumann Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen von Lord Byron op. 115 Premiere in der Tonhalle Düsseldorf am 26. November 2010 Im Rahmen von „SCHUMANN2010 – Das ganze Werk in Düsseldorf“ wurde eine mediale Neuinterpretation des Manfred von Johannes Deutsch mit den Düsseldorfer Symphonikern unter der Leitung von GMD Andrey Boreyko und dem Städtischen Musikverein zu Düsseldorf realisiert. Aufführende: Johann von Bülow Manfred, Stefan Wilkening Gemsenjäger / Geist, Tina Amon Amonsen Alpenfee / Astarte / Geist, Vera Bauer Nemesis / Geist, Dieter Prochnow Abt, Mechthild Bach Sopran / Geist, Elisabeth Popien Mezzosopran, Hans-Jörg Mammel Tenor, Markus Flaig Bass / Hermann, Ekkehard Abele, Manfred Bittner, Tobias Berndt Bass, Johannes Deutsch, Regie und künstlerische Visualisierung, Philipp Krebs, Realisierung der Live-Visualisierung Auszüge aus den Pressestimmen Brigitte Kempen, "Manfred", in: Das Opernglas, 31. Jg., 01/2011, Hamburg 2011. Neben Robert Schumanns Oper Manfred steht meist das Attribut „unaufführbar“. […] In der Tat fällt dieses Werk nicht nur wegen der untypischen Opernaktion aus dem üblichen Rahmen. Schumann vertonte hier ein Gedicht von Lord Byron, verzichtete aber nicht auf das gesprochene Wort und hatte ein Gesamtkunstwerk im Sinn, in dem sich Sprache und Musik zu einer Gedankenwelt vereinen, ohne dass die Individualität des Genres aufgegeben wird. Trotz des interessanten Konzeptes blieb diesem sperrigen Opernexperiment der große Siegeszug bisher verwehrt. Das könnte sich in Zukunft ändern. Der Kulturbetrieb von Düsseldorf hat im […] Schumann-Jahr […] sich auch einer Realisierung des Manfred nicht verweigert, zudem nicht allein in einer rein konzertanten Produktion: Johannes Deutsch wurde mit ins Team der Düsseldorfer Tonhalle geholt, um dem original belassenen Text und Schumanns Komposition noch eine weitere Dimension hinzuzufügen. Szenerie und Bild als inneres Auge: Hierdurch erlangte Schumanns Manfred eine Form, die durchaus dramaturgisch bestehen kann. Der österreichische Medienkünstler hat sich von der runden Pantheon-Struktur der Tonhalle inspirieren lassen, entzieht den Sprecher des Manfred den Blicken des Publikums und setzt ihn in den Eigenkosmos einer Kugel, die hoch über der Bühne hängt. Eine riesige Leinwand in Form eines schmalen Auges schwebt quer über dem Orchester, darauf projiziert werden zusätzlich zu der aus der Kugel übertragenen aussagestarken Augenpartie des Manfred verfremdete, bizarre, surreale und zugleich wunderschöne Landschaftsbilder, Blicke in eine Gemütsverfassung, in eine Seele wie im Fieber oder in Verklärung. Der Betrachter schaut quasi durch Manfreds Augen gleichermaßen nach außen wie nach innen und durchlebt die letzten Stunden vor dessen Tod hautnah mit […]. Die optische Wirkung ist wahrhaft spektakulär, geht zudem Hand in Hand mit Wort und Klang und macht das Werk tatsächlich zu einer Einheit. Als Manfred besticht Johann von Bülow mit einer jungen, ehrlichen Sprechkultur. Seine Wortdeutlichkeit ist exquisit und vermeidet dennoch jede Form von exaltierter Künstlichkeit, die Extremgefühle vermitteln sich schonungslos, werden nie übertrieben. […] Und dass von Bülow zusätzlich noch die Sprache mit den Augen gelingt, lässt nicht unberührt. Peter Bilsing, "Schweizer Alpen in Düsseldorfer Tonhalle - Schumanns dramatisches Gedicht als perfektes Gesamtkunstwerk", in: Der Opernfreund, Jg. 40, Heft 4/2010, Meerbusch 2010. Worum geht es in Manfred und warum sollte uns solch […] als „unspielbar“ diffamiertes Stück Musiktheater heute noch […] interessieren? Bisher reichte doch die Manfred-Ouvertüre. Ganz anders nun bei diesem Weltkulturereignis in Düsseldorf […]: Dass wir diesen […] magischen Klangraum empfinden durften, liegt an der grandiosen Installation der Live-Performance-Einrichtung von Johannes Deutsch aus Wien (Regie und künstlerische Visualisierung) in Zusammenarbeit mit Philipp Krebs (Technische Realisierung des Live-Konzepts). Nach gut zweijähriger Vorbereitungsarbeit präsentierte Deutsch […] gestern Abend, eine Vorstellung, die den glücklich Anwesenden förmlich die Sprache verschlug. Seine sensationellen Szenenbilder […] betörten das Publikum und fesselten die Konzentration […] wie ich es selten erlebt habe. Es gehört ein gerüttelt Maß an Mut, Empathie und Kunstempfinden dazu, sich allein diesen Texten von 1848, die ja durchaus in der Urfassung von Byron als eine Art Anti-Faust geprägt wurden, hinzugeben. […] Der Regisseur lässt sie in der ursprünglichen Übersetzung (op.115) und verweigert sich textlichen Modernisierungsversuchen. Und das ist gut so! Durch eben diese konsequent klare Linie und Kompromisslosigkeit des Medienkünstlers Johannes Deutsch entsteht dieses wunderbare transpikturale Gesamtkunstwerk. Der Schauspieler Johann von Bülow ist ein wahrer Magier der Sprache, Tonevokation und Sprechgestaltung – was für eine Stimme! Was für ein Charakter! Und selbst, wenn er zu uns aus den Höhen der Tonhallenkuppel, verborgen in einer Kugel, die sowohl Mikrokosmos, als auch Sinnbild für unseren Planeten sein könnte (vor allem durch die tollen Projektionsbilder auf eben diese!), so ist er doch durch die stete Übertragung seines Konterfeis auf eine Riesenleinwand omnipräsent. Dass dies nicht photorealistisch, sondern künstlerisch und je nach Situation elektronisch verfremdet erfolgt, erfordert große und ständige Konzentration der aus dem Off des Ton- und Bildstudios agierenden Künstler Deutsch und Krebs. Der Regisseur präsentiert keine Aufzeichnung, wie allgemein üblich, sondern agiert an jedem der drei Abende live mit allen Konsequenzen solcher Live-Performances. Insoweit ist jeder Abend wirklich einmalig! Fazit: Dass gerade die Düsseldorfer Symphoniker, deren Historie doch so eng mit Robert Schumann verbunden war, so einen fantastischen Abend zaubern, ehrt den 200. Geburtstag des Komponisten aufs besondere. Die einmalige und wirklich phänomenale Einrichtung und Realisierung durch Johannes Deutsch ist ein Meilenstein in der Rezeptionsgeschichte. Vielleicht sieht so sogar die Zukunft der Gattung Musiktheater aus, wenn man einmal die klassische Oper überwunden hat? Veranstaltung, Ort: Tonhalle Düsseldorf Link Film bei CAST YOUR ART Werkegruppe Manfred - Aufführung Verwandte Projekte |
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