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1997 - 1998
Aus dem Zentrum der Verflechtung

Peter Assmann
"Über Johannes Deutsch - eine 'malerische' Anmerkung"
Johannes Deutsch steht für jene Künstlerpersönlichkeiten, die sich in jedem Schritt ihrer künstlerischen Arbeit sehr dezidiert um eine entsprechende theoretische Fundierung bemühen. Zugleich ist er aber auch in sehr spezieller Weise auf die Kommunikation über seine künstlerische Arbeit hin ausgerichtet – auf eine Art "Rück-Dialog", einen permanenten Austausch mit Kunsttheoretikern

und einer möglichst breit gelagerten Diskussion über die vielfältigen Aspekte seines künstlerisch-analytischen Vorgehens. In gleicher Weise gestaltet er auch seine künstlerische Arbeit als ineinander verflochtene Diskussion verschiedener Gestaltungsmedien und vor allem reflexiver Wahrnehmungsüberlegungen zur Farb- und Lichtgestaltung. Ob das von Johannes Deutsch vorgestellte Kunstwerk nun in den traditionellen Medien der Malerei (Öl auf Leinwand) oder mit Photographie bzw. Computergraphik formuliert wird, stets erscheinen diese Werkkonzeptionen wie die Stationen eines umfassenden Dialoges, wobei dieser Dialog stets auf das Phänomen Malerei im Sinne eines Erkenntniswerkzeuges des menschlichen Geistes ausgerichtet ist.
Er nimmt Wirklichkeitsfragmente – etwa von einem Gemälde einen speziellen Farbton, von einer Photographie eine spezielle Gegenstandsabbildung – und baut aus solchen Versatzstücken kombinative Welten zu einer Komposition aus Bildschichten auf.
Souverän "malt" der Künstler hier mit verschiedenen Wirklichkeiten: der Wirklichkeit einer Farbfläche genauso wie der eines Pinselstriches bzw. der Wirklichkeit einer Formabbildung oder ihrer Teile. Vergleichbar wohl am ehesten dem Werk eines Francis Bacon konfrontieren sich hier im Rahmen eines Bildes verschieden strukturierte Wirklichkeiten.
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Eleonora Louis
"Die Bilder zum vierten Bild"
Am Ende steht das imaginäre Bild von Italo-Léon, das sich der technischen Verfahren als vorläufige Hilfskonstruktion bedient hat, ein virtuelles Kompositporträt, das von uns nur in seinen einzelnen Schichtungen, in den Einzelstadien seiner Bildwerdung geschaut werden kann.

Fragment und Fragmentierung
Der Kubismus hat als qualitativ entscheidendes künstlerisch-analytisches Verfahren am Beginn unseres Jahrhunderts, nach der Zerlegung der Erscheinungen – vor allem des Gesichts – in ihre Einzelteile (um neue Wahrnehmungsperspektiven des Betrachters zum Raum sichtbar werden zu lassen) auch den umgekehrten Prozeß vorgeführt: die Rekonstruktion des untersuchten Objekts unter neuen Vorzeichen, die auch hier bei Deutsch abzulesen ist. Die photographischen Bildelemente werden zu computergenerierten Bildern neuerlich verknüpft, die monochromen Köpfe werden durch den Blick des Betrachters in verschiedenen Konstellationen wieder zusammengeführt...

Vexierbild und Spiegel
Die Spiegelung auf der Oberfläche dieser Bilder, den Farben auf Acrylglasplatten, ist es, wo letztlich Malerei und Wirklichkeit wieder zusammentreffen, wo sich Gestaltetes mit Gespiegeltem, der Gestus des Malers mit den Fragmenten der Wirklichkeit trifft – vexierend aufgehoben im Blick des sich bewegenden Beobachters, in unserem oder in des Malers selbst.

Das Porträt
"In der Photographie beginnt der Ausstellungswert den Kultwert auf der ganzen Linie zurückzudrängen. Dieser weicht aber nicht widerstandslos. Er bezieht eine letzte Verschanzung, und dies ist das Menschenantlitz." Wie ein Nachklang zu Walter Benjamin zieht sich "Italo vor Donau" durch alle Ebenen des Werkkomplexes: ein Photo, ein Porträt, das als zentrale Gattung der Malerei immer wieder in ihrem Realitätsgehalt, in ihrer Abbildfunktion wie Spiegelung, in ihrer künstlerischen Freiheit wie ihrem Dokumentarcharakter, in ihrer Verbindung von Konvention und Individualität befragt wurde. Daß das Porträt und gleichzeitig seine Zerlegung oder – mit den neuen computergestützten Verfahren – sogar seine Auslöschung in der zeitgenössischen Bildkultur einen neuen Schub erlebt hat, muß als Paradigma der Moderne gesehen werden, das die Demontage des Tafelbildes anhand dieser, einer ihrer wichtigsten Bildgattungen, vollzogen hat. Eine neue Gesellschaft, die sich in "physiognomischer Raserei" ihrer selbst über das Gesicht versichern möchte, sich ein Gesicht zu geben versucht und es in der Hypertrophie der Informationen und Versuchsanordnungen nun gleichzeitig wieder zerstört, findet sich hier bei Deutsch nur bedingt wieder. Letztlich geht es nicht um das auf den einzelnen Bildern sichtbare Porträt, das sich in morphotischen Abwandlungen bis hin zum Augenfragment überall wiederfinden läßt (und sogar in diesem kleinsten, wenn auch monströs erscheinenden Teil das Porträt als Erinnerungsbild bewußt werden läßt).
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Reinhold Mißelbeck
"Dialog zwischen Malerei und Photographie"
Das photographische Bild, das den Wahrnehmungen unseres Auges näher steht als das gemalte, wird dabei für Wirklichkeitswahrnehmung gehalten, als das inhaltliche Zentrum eines Bildes identifiziert, wobei ihm in der Folge alle anderen Elemente des Bildes soweit als möglich untergeordnet werden.

Johannes Deutsch arbeitete nur mit wenigen photographischen Motiven – z.B. Porträts seiner Frau und seines Sohnes Italo-Léon, die er als "Rohbilder" bezeichnet –, um nicht durch eine zu breite inhaltliche Streuung die Exaktheit seiner Untersuchungen zu verwässern. Zunächst mischte er seine gemalten Bilder mit diesen Photographien. Er machte nämlich die aufregende Entdeckung, daß sich die beiden Medien innerhalb des Computerbilds keineswegs gleichwertig verhielten. Wo Malerei und Photographie zusammentrafen, entpuppte sich das photographische Bild als das dominante Element, dem sich die Malerei unterordnete. Das heißt, die Photographie gab das Thema vor, für das die Malerei das Ambiente beisteuerte. Hier versuchte er gegenzusteuern und testete, ob es möglich sei, photographisch Erzeugtes in malerische Qualitäten umzuformen, was mitunter in abstrakten Formen und Ausschnitten auch gelang.
Bei der Diskussion der Frage, wie seine Bilder geprintet werden sollten, testete er die Möglichkeit, vom Computermonitor Photos zu fertigen und machte dabei die Entdeckung, daß im Photo, das sich im allgemeinen durch eine besondere Brillianz auszeichnet, die Farben und Konturen weitaus mehr mischen als im aufgerasterten Computerausdruck, und daß damit bereits eine ziemlich malerische Oberfläche entstand. In der Folge verbesserte er seine Techniken, im Computer mit "Lasuren" zu arbeiten, Farben zu mischen und zu übertragen, um zu sehen, ab welchem Punkt sich die Farbigkeit vom Motiv ablöst und bildhafte Selbständigkeit im Sinne der Malerei gewinnt.
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Martin Hochleitner
"Die Repräsentation des Menschen"
Warum sollten unsere Körper an der Haut aufhören und isoliert dargestellt werden?

Allerdings: Wie läßt sich diese Erfahrung, ja überhaupt der Mensch angesichts der postmodernen Fragmentierung der Identität darstellen? Mit welchen Mitteln?
Durch die Überlagerungen markiert Johannes Deutsch eine neue Weise der "Verkörperung", in der der Rezipient zwischen verschiedenen Gesichtspunkten wählen und mehrere Annäherungen einnehmen kann. Gerade mit seinen Computerbildern stellt sich Johannes Deutsch dezidiert gegen die konventionelle Meinung, daß die elektronischen Technologien uns von unserem Körper und der verkörperten Welt entfernten, führt jedoch gleichzeitig vor, daß das Verhältnis zwischen den neuen Medien und dem Verständnis unseres Körpers deutlich komplizierter und mehrdeutiger ist, wenn man versucht, die "Wirklichkeit" imaginäre Gestalt annehmen zu lassen.
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Monika Leisch-Kiesl
"Künstlerische Recherchen des Subjekts"
Johannes Deutsch stellt die Frage nach der Möglichkeit des Bildes in zunehmend fragmentiert und divergent erfahrenen Realitäten.

Der nun vorliegende Werkkomplex fokussiert die bis dahin erfolgte Entwicklung in der Ausrichtung auf ein einziges Sujet: 'Italo vor Donau'.
Die Ölbilder verstärken in der Reduktion auf intensives Grün und Gelb den Eindruck der Irrealität bei gleichbleibender, wenn nicht verstärkter Plastizität. Das Volumen des Kopfes einerseits, die Raumwirkung der Farbe andererseits vermögen einander zu verstärken, ebenso zu irritieren. Keine eindeutige Plastizität und Räumlichkeit, vielmehr Faltung und Stülpung, die Konturen ebenso aufbaut wie zum Verschwinden bringt. Trotz der nahezu haptischen Qualität der in feinen Pinselstrichen und vielen Schichten aufgetragenen Farbe garantieren diese Bilder dem Individuum keinerlei Bestand. Dessen Grenzen verschwimmen mit jenen der Umgebung; gleichzeitig erhält der Blick eine fesselnde Eindringlichkeit, die es verbietet, sich dem Widerspruch absenter Präsenz zu entziehen.
Im Raumschichtenbild, einem scheinbar plastischen Objekt, löst sich das Gesicht explizit auf in einzelne Schichten, die erst in der Zusammenschau momenthaft Kontur und Körperlichkeit erkennen lassen. In der Verwendung reiner Farben des Offsetdruckes, Black, White, Yellow, Cyan und Magenta, wird in analytischer Manier die Künstlichkeit der Farberzeugung vorgeführt und so das Auge in einer Situation der Unentschiedenheit zwischen analytischem und synthetischem Farbsehen festgehalten. Eine entscheidende Rolle spielt auch hier wieder der Blick: In dem Maße, in dem sich der des Porträtierten verliert, findet sich jener des Betrachters nochmals gespiegelt. Umgekehrt, indem der Blick des Betrachters das Porträt konturiert, wird er von jenem fragmentiert.
Gegenüber der Spröde dieser Arbeiten mag die Sensibilität der Computerbilder, insbesondere deren fein nuancierte und kontrastierte Farbenvielfalt, überraschen. Dasselbe Gesicht wird, diesmal jedoch in mehrfacher Brechung, gleichzeitig aber durch eine über jeweils vier Sequenzen gelegte und somit diese in einer weiteren Ebene verbindende Gesamtform zentriert. Der bereits wiederholt begegnete Eindruck der Auflösung bei gleichzeitiger Faszination erfährt eine weitere Differenzierung, Präzision und Verdichtung. Wie Gaze oder Schleier sind die einzelnen Realitätszitate, Ausschnitte, Fragmente, Ebenen, Farben und Schimmer übereinandergelegt, berühren und verweben sich auf nahezu immaterielle, aber gleichermaßen irreversible Weise.
Das immer gleiche Gesicht, instrumentiert mit den Möglichkeiten der Malerei, der Skulptur und des Computers: Diese Instrumentierung erweist sich als eine permanente Erprobung der jeweiligen medialen Möglichkeiten. Indem sich Deutsch deren traditionelle Charakteristika und Gesetzmäßigkeiten zunutze macht, treibt er sie gleichzeitig weiter, überlistet sie mitunter und entwickelt ungewohnte Ausdrucksformen. Das Computerbild macht sich Merkmale der Malerei zunutze, das Raumschichtenbild solche des Computers, das Ölbild oszilliert zwischen beiden. Werden darin auch mediale Grenzen überwunden und verschoben, so behält und entwickelt doch jede Gattung eine spezifische Eigenheit. Was die Arbeiten verbindet und damit auch den Zusammenhalt dieses spröden Werkes garantiert, ist jene wiederholt beschriebene Dialektik von Bewegung und Einhalt, von Wirklichkeit und Imagination, von Plastizität und Immaterialität.
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Peter Weiermair
"Johannes Deutsch, ein Maler der neuen Medien"
Was mich am meisten faszinieren würde, wäre Johannes Deutsch bei der Arbeit über die Schultern zu blicken, wie er seinem visuellen Gedächtnis, seinem riesigen Archiv die Bilder entzieht.

Für mich geht von den Werken des Johannes Deutsch eine unerhörte Irritation aus. Diese Irritation rührt nicht schlechterdings daher her, daß jeder Betrachter an die Enträtselung des Bildes schreitet und die gestaffelten und miteinander verbundenen Bildebenen zu trennen versucht, das fragmentierte Bild sinnstiftend in der Vorstellung ergänzt, sondern daß dieses labile Bild, das sich ständig verändert und unterschiedliche Gesichter der Verrätselung wie der Aufdeckung, der Synthese wie der Analyse, bietet, nicht faßbar ist, – eines der zahlreichen möglichen Bilder ist, die aus der Verbindung des Reservoirs hervorgehen können. Der Computer sorgt dafür, daß eine Form der Transparenz, der Staffelung von Bildebenen realisiert werden kann, wie sie kein Aquarell, keine noch so raffinierte Lasurmalerei erzeugt.
Was man aber nie aus der Erinnerung tilgt, ist die Malerei. Johannes Deutsch ist ein Maler, lediglich mit anderen technischen Mitteln.
Jedes Bild ruft nach einem neuen Bild. Die fast filmische Progression läßt aus dem fertigen Bild bereits das neue Bild aufsteigen, diese werden verwandelt, bis sie nur mehr Schatten ihrer selbst sind, jedoch noch etwas von der ursprünglichen Gestalt enthalten, so daß wir immer noch in der Lage sind, sie zu erinnern und zu ergänzen. Die Leistung seiner Kunst liegt in der Form, diesen Prozeß vorzuführen, als ob er seinen eigenen Bildern nachginge, ihre Bedeutung und Symbolik zu befragen.
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Carl Aigner
"Vom Blick zum Werk und zurück"
Medientheoretisch gesehen resultiert aus der elektronischen Digitalisierung ein pikturaler Egalisierungseffekt ...

Die vielschichtigen künstlerischen Überlegungen, die aus einer thematischen Fragestellung und deren interpikturalen Realisierung resultieren, führen den Künstler zu jenem transpikturalen Werk, das er selbst als "viertes Bild" bezeichnet. Seine Verfahrensweise könnte dabei als intrinsisch und katalytisch umschrieben werden. Die einzelnen Bildmedien werden nicht einfach ineinander aufgelöst, sondern in ihren medialen Begrenzungen positiv verflochten, um daraus neue "Verhältnisse und Bedeutungen" (Johannes Deutsch) zu bewerkstelligen.
In diesem Zusammenhang kann durchaus von einer neuen Blickperformanz gesprochen werden. Der Blick vermag nicht mehr eindeutige Bildebenen zu bestimmen und festzulegen. Das Ineinandergreifen verschiedener Medien- und Realitätsebenen verweist nicht mehr auf externe Befindlichkeiten, sondern auf immanente Sondierungen.
Wahrnehmungstheoretisch bedeutet dies, daß sich der Blick nicht mehr spatial, sondern medial und temporal begründet. Aus dem Zentrum der Verflechtung ist kein Raumbild mehr, sondern ein Medienzeitbild. Johannes Deutsch bestätigt keine Bilddispositive, sondern transformiert sie via transmedialem Processing. Und er agiert weder als Maler, Photograph noch als Computerkünstler (auch dies sollte nicht übersehen werden, umso weniger "malt Deutsch mit dem Computer", wie es immer wieder in Texten zum Werk von ihm heißt).
Simultaneität und Sukzessivität, Überblendungen und Überlagerungen – es scheint, als ob Prinzipien des Filmischen für den bildenden Künstler wichtige formale Strategien darstellen, die er bildnerisch operabel zu machen verstand.
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Günther Dankl
"Instrumentalisierung des Blickes"
Die Loslösung der Computerbilder vom Abbildprozeß macht in den Computerbildern die wahrnehmbare Realität selbst zur Konstruktion.

Der hier vorliegende jüngste Werkkomplex von Johannes Deutsch, Aus dem Zentrum der Verflechtung, kann als eine Abhandlung über das Sehen im medialen Zeitalter betrachtet werden. Den Ausgang dabei bildet ein gleichbleibendes Sujet, nämlich das Gesicht eines Kindes, mit dem der Künstler äußerst konsequent in einem steten Wandern zwischen den Medien das Thema Kopf bzw. Porträt entwickelt. In den gemalten Raumbildern oder objekthaften Raumschichtbildern hingegen sucht er darüber hinaus das Bild mit dem Raum selbst in Deckung zu bringen.
Wo fängt der Raum an, wo hört er auf? Was ist real, was imaginär? Eine Anhäufung/Spiegelung von nicht mehr unterscheidbaren und entwirrbaren Formen. Ein Zusammenfügen von Farben und Reflexionen zu einem scheinbaren Ganzen, zu einer Kontur, einem Körper, einem (neuen?) Gesicht, einer neuen (Medien-)Realität.
Auszug aus:
Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte",
Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6
Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover.
1997/2003 Triton Verlag, Wien


Veranstaltung, Ort: Linz, Innsbruck, Bonn, Frankfurt, Bielefeld, Krems

Werkegruppe Zentrum der Verflechtung - Ausstellung