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1995 - 1997 Aus dem Zentrum der Verflechtung Matthias Boeckl "Spezialwissen - rückzubinden an den Alltag" Noch etwas über die Versuchsanordnungen von Johannes Deutsch So paradox es klingen mag – die autobiographischen und romantischen Wurzeln der Kunst von Johannes Deutsch bewähren sich am besten im High-Tech-Bereich, zu dem er einen selbstverständlichen, sehr eigenen Zugang hat. Johannes Deutsch präsentiert in seiner Wanderausstellung eine zusammenfassende "Orchestrierung" einiger seiner Werkgruppen. Dreidimensionale Arbeitsmodelle seiner "Raumschichtenbilder", Ölbilder, Computerbilder und "Computer-Raumschichtenbilder" sollen in dieser Versuchsanordnung demonstrieren, wie "Malerei" im weitesten Sinne zustandekommt und zu dekonstruieren wäre – nur um einer "reiferen" Malerei den Weg zu bahnen. Das den vielfachen Bearbeitungen zugrundeliegende bildliche Motiv – Künstler-Sohn Italo-Léon vor einer Donauflußlandschaft – ist zweitrangig und als allgemeines "Bild" abstrahierbar. Kein Zufall allerdings ist, daß Deutsch das Naheliegendste als Modell und einen der ältesten Bildtypen, das Porträt, als Handlungsfelder seiner Untersuchungen wählt. Dies deutet auf die fundamentale Ausrichtung seiner Arbeit hin, die sich selbstquälerisch nur mit Grundfragen des Malens auseinandersetzt. Warum tut dies ein Künstler heute und in welchem kulturellen Zusammenhang steht dieser als Kunst bezeichnete Prozeß? Die moderne Kultur ist immer dann in eine Krise geraten, wenn – im Sinne einer radikal affirmativen Interpretation des Isolationsgedankens – ein einziges Motiv auf die Lebenswelt projiziert wurde, so daß es den Alltag zu bestimmen begann. Andererseits kann vom Grundbestreben, Wirtschaft und Leben, Politik und Leben oder eben Kunst und Leben wieder miteinander zu einem "authentischen" Ganzen zu verschmelzen, nicht abgerückt werden. Die Moderne versucht fortwährend, die von ihr selbst entwickelte "entfremdende" Spezialisierung und Ausformulierung der einzelnen Handlungssysteme wieder zu einem in sich harmonisierten Ganzen zurückzuführen, das eins ist mit der Lebenspraxis. Johannes Deutsch illustriert mit seiner Arbeit eine der Paradoxien der Moderne: Das "spezialisierte Wissen" etwa seiner anziehenden Computerbilder – die in ihrem Medium gewiß einen hohen Rang beanspruchen können – ist das Ergebnis eines langdauernden Entwicklungsprozesses der immer weiterschreitenden Isolation eines bestimmten Teilaspektes der Bildnerei, nämlich der möglichen "anderen" Zusammensetzung ihrer Einzelkomponenten mit Unterstützung des Rechners. Nun ist man versucht, diesen erfolgreichen Teil fürs Ganze zu nehmen – und begeht damit einen Kardinalfehler klassisch-modernen Denkens. Die Schlagkraft der Moderne besteht unter anderem in ihrem Vermögen, die in Isolationstechnik gewonnenen Motive bündeln und zu einem effizienten "Instrument" machen zu können. Bezogen auf Johannes Deutschs Arbeit würde das nahelegen, die Wirkung seiner feingesponnenen Computerbilder in anderen Kontexten als seiner "Orchestrierung" der Malereiuntersuchung zu erproben. Als Großplakate haben sie in Wien schon bewiesen, daß sie überzeugend raumprägend wirken können. Und die Raumschichtenbilder könnten an gläsernen Wolkenkratzern eine magische Präsenz entwickeln, die sich je nach Gesichtspunkt verändert. Auszug aus: Johannes Deutsch: "Aus dem Zentrum der Verflechtung, Eine Entstehungsgeschichte", Wien: Triton Verlag 1997, ISBN 3-901310-43-6 Mit Beiträgen von Carl Aigner, Peter Assmann, Matthias Boeckl, Günther Dankl, Johannes Deutsch, Martin Hochleitner, Monika Leisch-Kiesl, Eleonora Louis, Reinhold Mißelbeck, Dieter Ronte und Peter Weiermair. 120 Seiten mit 49 ganzseitigen Farbtafeln und zahlreichen s/w-Textabbildungen, 22 x 31 cm, Hardcover. 1997/2003 Triton Verlag, Wien Veranstaltung, Ort: Wien Werkegruppe Zentrum der Verflechtung - Objekt / öffentl Raum |
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