Click für Zoom

Click für Zoom

Click für Zoom

Click für Zoom

Click für Zoom

Click für Zoom

Click für Zoom

Click für Zoom


2012 - 2018
zeitperlen. Virtostage

in sieben Kapiteln von Johannes Deutsch, Trust Your Ears, Contraire,

Haus der Musik, UA-Premiere 26. September 2012

Besetzung / Realisierung: Wiener Philharmoniker: Josef Hell Violine, Thomas Jöbstl Wiener Horn, Natalia Ushakova Sopran / Céleste, Johannes Deutsch Autor, Regie und künstlerische Gestaltung, Nick & Clemens Prokop Musikstrategie, Stefan Schilcher, Christine Pilsl, Matthias Husinsky Interaktionsdesign, Programmierung, Philipp Krebs, Matthias Widter Videoproduktion


Das zentrale Thema von 'zeitperlen'
ist die Metamorphose. Die Identität, die Menschen in sich tragen, wirkt ziemlich stabil. Obwohl Menschen fühlen, dass sie sich verändern, sehen sie diese Veränderungen nicht direkt an sich selbst. Die Metamorphose scheint außerhalb des eigenen Selbst zu geschehen.

Auszüge aus der Synopsis
Die Geschichte erzählt von einer Sängerin, Céleste, die nach einem großen Opernauftritt morgens erwacht, zu Hause in ihre Veranda hinaustritt, und durch die Scheiben in ihren Garten blickt. In einem Tagtraum erlebt sie noch einmal den vergangenen Abend. Das ist der Angelpunkt unseres Stückes: die Verwandlung, die Kraft der inneren Geschichten, die unseren Blick auf die Welt überblenden.
Das Zentrum von zeitperlen bildet die gläserne Veranda, die als das einzige Kontinuum bestehen bleibt.
Célestes Gesicht spiegelt sich in den Verandascheiben und blickt damit ins Publikum. Es ist ein Akt der Identifikation: Die Perspektive der Betrachter verschmelzt mit den Assoziationen der Sängerin.


Ouvertüre
Das Stück beginnt mit einem Erinnerungsbild aus dem Opernhaus. Es ist Morgengrauen, allmählich lichtet sich der Nebel. Es regnet leicht. Die Veranda wird sichtbar. Klavier, Tisch, Blumen: Andeutungen des Lebensortes der Sängerin werden sichtbar. Céleste träumt und erwacht.

Transition
Leidenschaft: Célestes Welt verfärbt sich rot. Die Musik beginnt sich zu drehen. Die Sängerin sieht nicht die reale Umgebung, sondern blickt in etwas hinein und wird davon erfasst. Kulissen und Instrumente aus dem Opernhaus, in welchem sie am Vorabend in Don Giovanni gesungen hat, tauchen auf.

Don Giovanni
Mozarts Oper wird nicht wörtlich zitiert, sie schwebt vielmehr als Inspirationsquelle im Hintergrund. Das Kapitel beginnt mit der Collage einer Bühne. Man sieht Publikum, weiß aber nicht, ob Céleste selbst auf der Bühne steht. Eine große gemalte Maske taucht auf. Sie vereinnahmt die Sängerin: Man hört und sieht die Violine, mit der Céleste in einer Art Liebesdialog spielt. Eine Art gegenseitiger Verführung: es wird dramatisch.
Aus dem roten Bühnenboden funkeln bunte Diamanten - groß wie Grabsteine. Das ganze Opernhaus verwandelt sich in eine Friedhofslandschaft aus Eis, Brokat und glühenden Steinen, mit Palmen und Trauerflor. Eine Statue harrt in dieser Welt aus Eis.

Dieses Kapitel handelt von Célestes Zwiespalt in der Liebe zu ihrem Gesangspartner und dessen Verhalten als Don Giovanni.
Entsprechend teilt sich die Szene in zwei Stimmungen: Vor dem Spiegel steht noch der Trauerflor, im Spiegelbild ist das Opernhaus mit strahlenden Lichtern ins Parkett zu sehen. Bis sich das Bild in einer zarten Überblendung schillernder Wellen auflöst.


Flying Dutchman
Céleste verzehrt sich in einer unstillbaren Sehnsucht. Ihre Andeutungen zielen auf Senta im Fliegenden Holländer: Allmählich weitet sich Célestes Veranda. Sie steht an einer Küste. Am Horizont ziehen Gewitterwolken auf. Ein Boot zieht am der Küste vorüber. In ihrer Sehnsucht als Senta will Céleste den Fischer näher zu sich holen.

Was geschieht, wenn man die Hände nach dem Fischerboot ausstreckt? Wächst die Sehnsucht in der Musik und treibt das Boot weiter weg?

Es wird dunkel und dramatisch. Wellen bedecken die Szene, und alles sinkt unter das Meer.
Unter der Meeresoberfläche beginnt die Veranda gelb zu leuchten. Davor sieht das Publikum die dunklen Umrisse eines Beobachters, Gegenstände aus Célestes Wohnung sind zu erkennen: das Klavier, der Tisch und die Tulpen. Während des Gewitters werden sie von Eiskristallen überzogen.


Resonance
Die leuchtende Veranda am Meeresgrund überstrahlt allmählich das Wasser. Die funkelnden Steine am Grund gehen über in schimmernde Elemente der Veranda. Céleste spiegelt sich in vielen Glasscheiben gleichzeitig. Die Spiegelungen entkoppeln sich: In jeder Scheibe spielt sich eine eigene Episode ab. Céleste ist ratlos. Sie will ihrem Traum auf die Spur kommen. Und wissen, was sie tun soll.
Ob Céleste hier zu singen beginnt, entscheidet die Interaktion. Sobald man der Sängerin zu nahe kommt, wird der Gesang exaltiert.

Die Verandascheiben geben den Blick frei auf das Traumgeschehen. Die Musik entwickelt den Umbruch. Der Lüster taucht das Klavier in gleißendes Licht und die Umgebung in dunkle Schatten. Inmitten der Veranda taucht ein gewaltiger Souffleurkasten auf. Er scheint alle, die darin lesen, zu verschlingen. Der Vorhof einer Höhle bricht durch die Szene.


Nostalgia
Ihre Ratlosigkeit führt Céleste in die Tiefe der Höhle zur Befragung des Orakels. Am Eingang zur Höhle schwebt eine Statue. Feuer und Schattengestalten sind zu sehen. Der Abstieg in die Unterwelt und dann der Klang der Höhle beengt.

Die Szene ist von der Barockoper Alcyone von Marin Marais und von den Metamorphosen des Ovid inspiriert.

Célestes Welt beginnt zu glühen. Das Ende der Grotte ist ein Fenster, in dem sich die Welt im blauen Dunst des Schlafgottes Somnus spiegelt. Das riesige Gesicht des Somnus wird, in einen Stoff eingewoben, zur Maske. Zurückhaltend teilt sich die Maske mit. Dabei gerät der Stoff in Wallung und gibt die Sicht auf ein Spiegelkabinett frei.


Finale
Célestes Veranda ist in das Spiegelkabinett eingelassen. Darin posiert die Statue der Göttin der Hebe: Göttin der Jugend, und über ihr die schützenden Flügel des Adlers. Aus einem Brunnen steigen lichte Nebel mit feinem Klang und Glitzern auf. Offenbar hat das Orakel alles zum Guten gewendet.
Die Interaktion entscheidet, ob und wie das Licht und Glitzern der Klänge über den Adlerflügeln aufsteigen kann. Oder ob aus den Kulissen die Schleier des Schlafes vor das Fundament der Statue gezogen werden und den Traum der Sängerin in ewigen Schlaf hüllen.
JD, 2012


Veranstaltung, Ort: Wien, Haus der Musik

Link Making of, Haus der Musik
Werkegruppe zeitperlen - virtostage